ChangeRider #45 – Prof. Günther Schuh: E-Mobilität aus Deutschland

20. Februar 2020

Während des SZ-Wirtschaftsgipfels vergangenen Jahres in Berlin durfte ich viele aufregende Gespräche im ChangeRider führen: Zu den Machern und Gestaltern der Zukunft, die auf dem Wirtschaftstreffen über Deutschlands Innovationen, Entwicklungen und ihre Visionen gesprochen haben, zählte auch Prof. Günther Schuh! Nach seinem Panel nahm er als Interview-Gast in dem von ihm entwickelten E-Auto, dem e.GO Life, auf dem Fahrersitz Platz. Das Gespräch, das in Teilen schon in einem unserer Specials zu sehen war, erscheint in der Folge nun in ungekürzter Länge!

“Wir brauchen die Revolution der urbanen Mobilität!”

 

Professor, Produktionsingenieur, Seriengründer und unaufhaltsamer Vordenker – es ist schwer, Prof. Günther Schuh auf eine Funktion zu reduzieren. Der gebürtige Kölner ist seit vielen Jahren Entrepreneur und hat als Berater in der Automobilbranche vielen Autofirmen geholfen, in die Zukunft zu starten. Dabei konnte er einiges lernen, was er jetzt in seine Aufgabe als Autoproduzent einfließen lässt: “Ich war lange genug in dieser Branche als Berater tätig. Doch man hörte nicht immer auf das, was ich vorschlug. Und wenn man es dann selber macht, dann kann keiner mehr widersprechen!”
Gemeint sind seine produktionsarmen, leanen Vorgehensweisen, die er CEOs schon seit einiger Zeit als effektiver angepriesen hatte. Mit seinen Learnings startete er durch, gründete sein Startup E.Go Mobile und produzierte sein erstes eigenes Auto.

Firmengründungen sind für ihn kein Neuland! e.GO Mobile AG ist sein 13. Unternehmen. Eines seiner ersten Startups war 2010 die Gründung der Streetscooter GmbH mit Achim Kampker. Der Tüftler und Pioniergeist entwickelte und produzierte den Streetscooter in Aachen und verkaufte das Unternehmen vier Jahre später an die Post.

Mit diesem Kapital und weiteren Einkünften aus anderen von ihm gegründeten Unternehmen hatte er sich das Startkapital für den e.GO gesammelt. Mit dem e.GO konnte er seinen Wunsch nach dem “bezahlbarsten Elektroauto überhaupt” zur Realität werden lassen. Entstanden ist ein Auto, das im Vergleich zu jedem anderen Pkw wohl am günstigsten und nachhaltigsten fährt. Nach dem Tesla ist er weltweit – abgesehen von Mitbewerbern aus China – der zweite Pkw überhaupt, der von einem Startup auf die Straße gebracht wurde.

“Das wollte ich im Prinzip immer schon: Ein kapitalarmes Produktionskonzept. Das habe ich als Berater und Forscher der Industrie über Jahre hinweg erzählt.” Es ist in der Startup-Szene wirklich sehr gefährlich, wenn man Gründern – insbesondere den jungen – einredet, auch kapitalintensive Geschäfte anzufangen, obwohl sie selbst über kein Eigenkapital verfügen. Und wie ist es dem Produktionsingenieur erfolgreich gelungen, diese Hürde zu meistern? “Wir haben das dadurch geschafft, dass ich vorher schon eine Reihe von Firmen gegründet hatte – also dieses ist mein 13. Unternehmen – keines ist so groß geworden wie Streetscooter oder e.GO, aber die meisten haben das ein oder ander Milliönchen abgeworfen, sodass ich das Geld zusammensammeln konnte”, antwortet Schuh.

“Wenn du die ersten drei Kapitalerhöhungen in deiner ‘Forscher- und Gründergang’ alleine machen kannst, und einen Proof-of-Concept schon hinter dir hast, dann steigst du mit Investoren anders ein. Dann stehst du vor der nächsten Herausforderung – es ist eine echte Schwäche für die Innovationskraft in Deutschland – wir sind halt Sparkassen-Deutschland. Wir beurteilen Innovationen, die im Prinzip alle nur mit Eigenkapital und nicht mit Fremdkapital der Sparkassen finanziert werden. Aber sie brauchen eine Bewertung, die anders ist als die Kreditwürdigkeitsprüfung einer Finanzierung eines Mehrfamilienhauses.” Diese Entwicklung ist in Deutschland schlichtweg noch viel zu langsam. Aus Sicht des Gründers gibt es dieses Geld zwar, doch der Weg, um dieses Geld verfügbar zu machen, sei für Ventures wie seines außerordentlich anspruchsvoll.

Wie es um die Elektromobilität in Deutschland bestellt ist, wie unsere Mobilität in Zukunft aussehen könnte und was sein nächstes Projekt – das eSAT – ist, erfahrt ihr in Folge #45.


Ihr kennt weitere Querdenker, Gamechanger und unermüdliche Optimisten, die für den digitalen Wandel einstehen? Nominiert einen ChangeRider-Mitfahrer unter: nomination@changerider.com.

Diese und alle weiteren Folgen, sind als Video oder als ausführliches Gespräch im Podcast bei iTunes, Soundcloud und Spotify verfügbar.

Alle Informationen und Hintergründe findet ihr auf ChangeRider.com.


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Autor

Zunächst als Berater, dann als CEO eines mittelständischen Unternehmens mit 250 Mitarbeitern und heute als Gründer und Geschäftsführer von etventure beschäftigt sich Philipp Depiereux mit Innovationsprojekten. Gemeinsam mit seinen Partnern gründete er 2010 Digitalberatung und company builder etventure, um seine Erfahrungen als Unternehmer und Innovationstreiber im Mittelstand, in der Konzernwelt, in Startups sowie in Digitalprojekten im Silicon Valley in einem Unternehmen zu vereinen. Der Gründer und Geschäftsführer gilt als Messias der Digitalisierung im deutschen Mittelstand und wurde vergangenen Jahres als eine der LinkedIn Top Voices 2019 ausgezeichnet. In seinen Vorträgen zu den Themen Digitale Transformation und Innovation sorgt er für Aufbruchstimmung, motiviert Unternehmen und erklärt praxisnah, wie die Digitalisierung gelingt. Darüber hinaus ist Philipp Depiereux Initiator und Moderator des gemeinnützigen Video- und Podcastformats “ChangeRider”, das positive Geschichten und Erfolge rund um Innovation, Disruption und den digitalen Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft erzählt.

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