Mobilität der Zukunft – Wie die Digitalisierung der deutschen Autobauer gelingen kann

04. August 2016

Lange haben sich die deutschen Autobauer auf ihren glänzenden Verkaufszahlen ausgeruht und die Themen Digitalisierung und Mobilität der Zukunft eher nachlässig behandelt. Nun scheint sich endlich etwas zu tun. Aber können Daimler, VW und Co. ihre Konkurrenz aus dem Silicon Valley noch einholen?

Glaubt man den Worten der Vorstandsriegen in den deutschen Automobilkonzernen, dann steht dort derzeit alles im Zeichen der Digitalisierung. Nicht nur in der Konzernstrategie von VW stehen digitale Technologien und autonomes Fahren ganz oben auf der Agenda. Auch Daimler treibt das Thema E-Mobility voran und BMW will mit seinem neuen Konnektivitäts-Service “BMW Connected” noch näher am Kunden und dessen Bedürfnissen sein. Die App vereint unter anderem Fahrzeuginformationen mit Termin- und Fahrtenkoordination. Der Begriff vorausschauendes Fahren bekommt noch einmal eine ganz andere Dimension, wenn einem das Smartphone – auf Basis der aktuellen Verkehrslage – schon am Frühstückstisch sagt, dass es Zeit wird aufzubrechen.

Die Konkurrenz schläft nicht – ganz im Gegenteil

Ist das die lang erwartete, inzwischen überfällige digitale Wende der deutschen Autobauer? Zumindest dürfte inzwischen überall angekommen sein, dass es höchste Zeit wird sich auf die neuen digitalen Gegebenheiten einzustellen, wenn man auch in Zukunft noch Teil der Automobilindustrie sein möchte.

Denn die Konkurrenz aus der Digital- und Tech-Szene schläft nicht: Während Apple bereits an der Entwicklung eines eigenen Autos tüftelt, das ähnlich dem Modell von Car2Go in Städten eingeführt werden soll, hat Google bereits ein selbstfahrendes Auto entwickelt. Der jüngst publik gewordene Unfalltod eines Tesla-Fahrers entwickelt sich zwar zu einem echten Krisenfall, wird Tesla aber auf die lange Frist nicht aufhalten. Und Uber ist mit einer Bewertung von 62,5 Milliarden Dollar mittlerweile das wertvollste, nicht börsennotierte Startup der Welt.

Es braucht einen Kulturwandel

Vergleicht man diese Unternehmen mit den deutschen Autokonzernen, fällt auf, dass die Herangehensweise an die Entwicklung extrem unterschiedlich ist. Den Traditionsunternehmen fällt es noch immer schwer, sich vom Produkt zu lösen und in größeren Maßstäben zu denken. Denn es geht letztlich nicht mehr um das Auto aus solches, sondern um die Frage, wie wir uns zukünftig fortbewegen werden. Dieses Problem wird auch dadurch bedingt, dass die Autobauer mit der Herausforderung der Ambidexterity konfrontiert sind: Sie müssen einerseits ihr Kerngeschäft – welches noch immer der Umsatztreiber ist – aufrecht erhalten und gleichzeitig zukünftiges, digitales Geschäft entwickeln. Beide Aufgaben erfordern jedoch völlig unterschiedliche Denk- und Arbeitsweisen.

Um mit den digitalen Playern aus dem Silicon Valley mithalten zu können, braucht es eine Veränderung im Mindset. Statt ingenieursgetriebener Perfektion und Präzision sind Kreativität, Querdenken und Risiko gefragt. Dafür braucht es auch Strukturen, Entscheidungsprozesse und Methoden, die Geschwindigkeit und Flexibilität zulassen. Was bei den Startups und Tech-Unternehmen bereits seit Gründung Teil der DNA ist, wird bei den Autobauern nur durch einen Kulturwandel gelingen. Es wird sich zeigen, ob dieser schnell genug gelingt.


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Autor

Doris Bärtle ist Junior PR Managerin bei etventure.

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