Warum man digitale Transformation nicht kaufen kann

01. Juni 2018

Startups sind innovativ, jung und hip – und liegen entsprechend voll im Trend. Auch bei den deutschen Unternehmen. Diese suchen immer stärker die Zusammenarbeit mit den Jungunternehmen, um so die eigene digitale Transformation zu bewältigen. Doch genau das ist der Fehler. Denn die Erwartungshaltung an eine Startup-Kooperation ist viel zu groß. Und für eine erfolgreiche Digitalisierung muss Selber-machen die Devise sein.

Es gibt viele gute Gründe für die Zusammenarbeit mit Startups…

38 Prozent der deutschen Großunternehmen (Mindestumsatz von 250 Mio. Euro pro Jahr) arbeiten heute schon mit Startups zusammen – in Form von Beteiligungen, Accelerator- und Inkubator-Programmen oder schlicht durch gegenseitigen Austausch. Das zeigt die aktuelle Studie “Digitale Transformation 2018”, die etventure in Zusammenarbeit mit der GfK durchgeführt hat. Weitere 15 Prozent planen eine solche Kooperation für die Zukunft. Damit steigt das Interesse an der Zusammenarbeit mit Startups im dritten Jahr in Folge.

Der Schulterschluss mit Startups ist auch grundsätzlich sehr sinnvoll, denn es hilft, aus den eigenen, oftmals eingefahrenen Denk- und Handlungsmustern herauszukommen. Unternehmen erhalten Zugang zu neuen Technologien, Innovationen, Methoden und Talenten. Es ist jedoch ein Trugschluss, zu denken, man könne mit Hilfe von Startups die digitale Transformation der Kernorganisation zu meistern.

… die digitale Transformation der Kernorganisation sollte aber keiner davon sein

Zum einen wird damit die Erwartungshaltung an eine Startup-Kooperation viel zu hoch angelegt. Erwartungen, die am Ende nur enttäuscht werden können. Damit eine Zusammenarbeit mit Jungunternehmen funktioniert (und zwar für beide Seiten!) braucht es eine klare, realistische Zielsetzung und ein passendes Setup für diese Zusammenarbeit. Wer glaubt, man nimmt etwas Geld in die Hand, kauft sich ein Startup und integriert das dann ins Unternehmen, um die Innovation voranzutreiben, wird sich schnell eines besseren belehrt sehen. Denn das ist die sicherste Strategie, um die Startup-DNA innerhalb kürzester Zeit mit Prozessen, Strukturen und Compliance-Richtlinien zu ersticken. Am Ende verlieren beide Partner.

Zum anderen bleiben die wirklich wichtigen Aufgaben – nämlich die Transformation der Kernorganisation – liegen. Doch diesen Change-Prozess, der nicht nur eine Innovation des bestehenden Geschäftsmodells, sondern auch die Entwicklung von Neugeschäft und einen kulturellen Wandel im gesamten Unternehmen erforderlich macht, kann man nicht einfach weg-delegieren. Wenn es um die Frage “Make or Buy?” geht, lautet deshalb die klare Antwort: Make! Denn digitale Transformation kann man nicht kaufen, auch wenn man noch so viel Geld ausgibt.


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Autor

Zunächst als Berater, dann als CEO eines mittelständischen Unternehmens mit 250 Mitarbeitern und heute als Gründer und Geschäftsführer von etventure beschäftigt sich Philipp Depiereux mit Innovationsprojekten. Gemeinsam mit seinen Partnern gründete er 2010 Digitalberatung und company builder etventure, um seine Erfahrungen als Unternehmer und Innovationstreiber im Mittelstand, in der Konzernwelt, in Startups sowie in Digitalprojekten im Silicon Valley in einem Unternehmen zu vereinen. Der Gründer und Geschäftsführer gilt als Messias der Digitalisierung im deutschen Mittelstand und wurde vergangenen Jahres als eine der LinkedIn Top Voices 2019 ausgezeichnet. In seinen Vorträgen zu den Themen Digitale Transformation und Innovation sorgt er für Aufbruchstimmung, motiviert Unternehmen und erklärt praxisnah, wie die Digitalisierung gelingt. Darüber hinaus ist Philipp Depiereux Initiator und Moderator des gemeinnützigen Video- und Podcastformats “ChangeRider”, das positive Geschichten und Erfolge rund um Innovation, Disruption und den digitalen Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft erzählt.

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