ChangeRider #44 – Philipp Leutiger

05. Februar 2020

In Folge #44 sitzt Philipp Leutiger im ChangeRider. Er ist Chief Digital Officer beim Schweizer Unternehmen LafargeHolcim und treibt bereits seit einigen Jahren viele Themen im Bereich Digitalisierung voran: von der effizienten Datennutzung in den Produktionsstätten auf globalem Level bis zu Open-Innovation und Co-Creation mit Startups. Während des SZ-Wirtschaftsgipfels 2019 hat er sich die Zeit genommen und sich mit mir über die digitale Transformation des Baustoffherstellers LafargeHolcim, Startups in Afrika und das “Scheitern beim Scheitern” unterhalten. Eine spannende Unterhaltung im ChangeRider – dieses Mal in einem e.GO Life!


“Das ist die Kern-DNA, die uns erfolgreich machen soll”

Im ChangeRider werden mutige Menschen vorgestellt, die den Wandel vorantreiben. Interessant wird es, wenn wir uns Unternehmen zuwenden, die auf den ersten Blick nicht unbedingt mit Digitalisierung in Verbindung gebracht werden und diese fragen, wie sie den Wandel gestalten. Das Schweizer Unternehmen “LafargeHolcim” ist der weltgrößte Baustoffhersteller, der international produziert. Sein Zement und Beton sind die Grundlage, um die Städte der Zukunft zu bauen. Und dies geschieht – so verrät mir Philipp Leutiger – in einer rasanten Geschwindigkeit.

Das Unternehmen hat in vielen Städten weltweit Büros und steht hier einem spannenden, sich schnell verändernden Markt gegenüber: “Momentan sehen wir an ganz vielen Orten tolle digitale Innovationen, tolle Startup-Ökosysteme. Da wir den Kontakt on-the-ground direkt herstellen, können wir Sachen schneller ausprobieren, und sehen, ob sie für uns funktionieren.”

Die Zusammenarbeit mit kleineren und agileren Firmen ist für LafargeHolcim inzwischen in die eigene Unternehmensphilosophie integriert worden, wobei das Augenmerk hier nicht auf die sonst üblichen Startup-Städte gerichtet ist: “Digitalisierung findet nicht nur in Berlin und Silicon Valley statt. Du kannst in Bogota in ein digitales Startup-System gehen oder eine Nairobi-Startup-Garage besuchen. Ich war im CC-Hub – dem größten Startup-System Afrikas in Lagos.”

Vor allem in solchen Städten gelingt es den Mitarbeitern von LafargeHolcim, einfacher mit den Startups zu arbeiten und neue Lösungen in einer immer schneller werdenden Welt zu finden. Ein Beispiel hierfür ist das Community-Netzwerk “Wefarm”, bei dem Kleinbauern in Südafrika zu Themen, wie die richtige Anpflanzung oder Schädlingsbekämpfung, Hilfestellung geboten wird. Im Gegenzug liefern die Bauern Biomasse, mit der der Baustoffhersteller fossile Brennstoffe ersetzen kann, und so können sich die Kleinbauern zusätzlich eine zweite Einkommensquelle erschließen.

Der rasante Wandel in der Arbeitswelt bewirkt gleichzeitig eine Veränderung der Kultur innerhalb der Firma. Von den Mitarbeitern werden im Wandlungsprozess neue Qualifikationen erwartet: “Wir setzen im Change-Prozess sehr stark auf Empowerment und Accountability und bieten dann Formate an. Mit Empowerment, P&L Leadership, Accountability in deinem Aufgabenbereich mit klaren Zuständigkeiten – darauf legen wir als Konzern Wert. Das ist die Kern-DNA, die uns erfolgreich machen soll. Und du als Mitarbeiter musst dir die richtige Balance raussuchen.”

Abschließend antwortet Philipp Leutiger auf die Frage nach einer Scheitergeschichte – eine Standardfrage im ChangeRider. Hintergrund dieser Frage ist es, in Deutschland eine gewisse Anerkennung für das Scheitern zu kultivieren. Wir lernen aus Fehlern und aus den eigenen am meisten. Philipp Leutiger verriet mir, dass er bei der Einführung einer Fuck-Up-Night in der Firma gescheitert ist. Keiner traute sich, vor den eigenen Arbeitskollegen zu erzählen, was einmal nicht funktioniert hat. Ich appelliere an dieser Stelle: Scheitern ist in Ordnung! Wir brauchen eine gesunde Scheiterkultur in Deutschland und müssen Mut zeigen.

Für eine weitere Fahrt im ChangeRider hat Philipp Leutiger seinen ehemaligen Arbeitskollegen Oliver Stünkel nominiert. Er ist Professor für International Relations an der Fundação Getulio Vargas in São Paulo.

 

Ihr kennt weitere Querdenker, Gamechanger und unermüdliche Optimisten, die für den digitalen Wandel einstehen? Nominiert einen ChangeRider-Mitfahrer unter: nomination@changerider.com.

Diese und alle weiteren Folgen, sind als Video oder als ausführliches Gespräch im Podcast bei iTunes, Soundcloud und Spotify verfügbar.

Alle Informationen und Hintergründe findet ihr auf ChangeRider.com.


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Autor

Zunächst als Berater, dann als CEO eines mittelständischen Unternehmens mit 250 Mitarbeitern und heute als Gründer und Geschäftsführer von etventure beschäftigt sich Philipp Depiereux mit Innovationsprojekten. Gemeinsam mit seinen Partnern gründete er 2010 Digitalberatung und company builder etventure, um seine Erfahrungen als Unternehmer und Innovationstreiber im Mittelstand, in der Konzernwelt, in Startups sowie in Digitalprojekten im Silicon Valley in einem Unternehmen zu vereinen. Der Gründer und Geschäftsführer gilt als Messias der Digitalisierung im deutschen Mittelstand und wurde vergangenen Jahres als eine der LinkedIn Top Voices 2019 ausgezeichnet. In seinen Vorträgen zu den Themen Digitale Transformation und Innovation sorgt er für Aufbruchstimmung, motiviert Unternehmen und erklärt praxisnah, wie die Digitalisierung gelingt. Darüber hinaus ist Philipp Depiereux Initiator und Moderator des gemeinnützigen Video- und Podcastformats “ChangeRider”, das positive Geschichten und Erfolge rund um Innovation, Disruption und den digitalen Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft erzählt.

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