Corporate Entrepreneurship: 6 Tipps für mehr Startup-Flair im Unternehmen

09. Oktober 2018

Ein frischer Wind im Unternehmen, aus dem sich innovative Geschäftsmodelle entwickeln – das wünschen sich viele etablierte Corporates. Doch so verlockend wie manch ein Workshop und Incentive-Programm erstmal erscheinen mag, ein dynamisches Start-up Gefühl lässt sich nicht herbeizaubern. Durch eine unternehmerische Denke sollen mit dem Corporate Entrepreneurship-Ansatz auch Mitarbeiter aktiv dazu beitragen, das Unternehmen flexibel aufzustellen und bestehende Prozesse zu hinterfragen. Ziel ist es, die Dynamiken einer Gründungsphase zu erzeugen, um langfristig immer wieder neue Erfolgspotentiale auszuschöpfen. Doch wie kann das erfolgreich gelingen?

Unternehmensqualität sichern, Innovation vorantreiben 

Mit erfolgreichen Dienstleistungen und Produkten auch zukünftig mit einem gleichbleibend guten Standard zu überzeugen, ist wohl das Ziel eines jeden Unternehmens. Gewohnte und erprobte Routinen oder Prozesse sind dabei durchaus gewünscht und hilfreich. Dennoch ist die große Herausforderung, sich innovativ an neue Geschäftsfelder heranzuwagen, um im täglichen Wettbewerb agil bestehen zu können. Corporate Entrepreneurship und interne Ideenwettbewerbe werden dabei häufig als Versuch herangezogen, Mitarbeiter aktiv in diese Prozesse mit einzubinden und Neues zu ermöglichen. Nach vielen Workshops oder Preisverkündungen landen die Resultate dann jedoch oftmals ohne Erfolg in einer Schreibtischschublade.

Besonders in Zeiten von Disruption und digitaler Transformation sollten Unternehmen eine Sache berücksichtigen: Eine Idee alleine ist nichts wert, es kommt auf die Umsetzung an! Die folgenden sechs Tipps sollten Unternehmen beachten, damit ihr Corporate Entrepreneurship-Ansatz zum Erfolg wird:

1. Validierung und Nutzerzentrierung der Ideen am Markt 

Mitarbeiter entwickeln eigene Ideen und tragen diese oftmals vor einem zusammengewürfelten Komitee vor. Es wird entschieden, welche Entwürfe weiterverfolgt werden sollen und wie hoch diese budgetiert werden. Allerdings muss eine neue Idee nicht nur in einem Meeting oder einer Konferenz gut ankommen, sondern direkt beim Nutzer. Es ist also wichtig, diese Ideen auch am Markt zu validieren. Dann können auch sogenannte “Schmerzpunkte” der Nutzer erkannt und die Ideen entsprechend daran ausgerichtet werden. Mit der Generierung realer Daten kann sich bei der Ideenvalidierung zeigen, welches Projekt weiter verfolgt werden sollte.

Tipp: Testen Sie die Ideen immer direkt am Kunden und am Markt. Daran können Sie besser abschätzen, ob sich eine finale ressourcen-, zeit- und kostenintensive Umsetzung lohnt.

2. Entwicklung im geschützten Raum 

Eine neue Idee direkt im Unternehmen zu entwickeln und umzusetzen, ist aufgrund häufig vorgefundener starrer und festgefahrener Strukturen keine gute Grundlage, um den kreativen Entwicklergeist zu wecken. Das Mindset einer Kernorganisation ist zudem auf eine Null-Fehlertoleranz und Perfektion getrimmt. Eine Idee muss sich entwickeln können oder darf eben auch mal verworfen werden. Ein geschützter Raum kann helfen, damit die Mitarbeiter in ihrer kreativen Orientierungsphase ohne Druck von außen an ihrer Idee arbeiten können. Hier werden dann Ideen, Services und Produkte, die sich noch im Anfangsstadium befinden, live am Markt getestet. Ob Innovationseinheit, Digital Unit, Innovation Unit oder Idea Hub genannt – der geschützte Raum ermöglicht es Unternehmen, mit agilen Methoden an Prototypen zu arbeiten, ohne dabei das Kerngeschäft zu gefährden. Weiterhin ist das Freistellen der Projektmitarbeiter auch aus einem zweiten Grund von enormer Bedeutung: Wenn Mitarbeiter zwei Aufgaben gleichzeitig nachgehen müssen, also ihrer eigentlichen Tätigkeit in der Kernorganisation und der Weiterentwicklung der neuen Idee, wird zwangsläufig einer dieser Jobs sehr darunter leiden.

Tipp: Stellen Sie einen geschützten Raum zur Verfügung, in dem die neuen Ideen und Geschäftsmodelle in einer frühen Phase außerhalb der Kernorganisation entwickelt werden können.

3. Die richtige Methodik nutzen 

Damit die Ergebnisse durch Corporate Entrepreneurship-Programme auch in der Entwicklung Erfolg zeigen, müssen Mitarbeiter die notwendigen Innovationsmethoden nutzen können. So bietet beispielsweise Design Thinking ein großes Potential, um den Kundenbedarf zu erkennen, Hintergründe zu verstehen und passende Lösungsmöglichkeiten zu entwerfen. Lean Startup hingegen soll Prozesse schlank halten und dabei helfen, mit wenig Kapital und Ressourcen zu gründen oder ein Minimum Viable Product (MVP) mit starker Nutzerzentrierung iterativ zu testen und zu launchen. Um Schnelligkeit in einem Entwicklungsprozess sicherzustellen, bieten sich agile Methoden an. Zu Beginn der Prozesse werden anstatt der oft verwendeten Pflichtenhefte einfache Protoypen mit wenigen Basisfunktionalitäten entwickelt. Diese können dann direkt am Markt getestet und kontinuierlich weiterentwickelt werden.

Tipp: Stellen Sie dem Projektverantwortlichen einen Experten an die Seite, der die notwendigen Innovations- und Umsetzungsmethoden in den Prozess integriert.

4. Den Ideengeber richtig einsetzen

Ideengeber gehen oftmals mit viel Leidenschaft an die Entwicklung ihrer Idee heran und glauben felsenfest daran, dass diese auch funktionieren kann. Das ist natürlich gut, denn nur so können andere Projektverantwortliche und Mitentscheider im Unternehmen überzeugt und motiviert werden. Allerdings braucht es immer auch die Offenheit, um sich von einer Idee wieder zu distanzieren, sie zu überdenken oder sogar zu verwerfen. Ideengeber neigen häufig zu einer Betriebsblindheit. Daher kann es hilfreich sein, die eigentliche Umsetzung nicht vom Ideengeber selbst übernehmen zu lassen. Unabhängige Experten können objektiver entscheiden, wann und wie ein Scheitern bzw. eine sofortige Einstellung des Tests oder der Ideenentwicklung sinnvoll ist. Eben nach dem Motto: Fail fast, fail cheaper.

Tipp: Teilen Sie die Arbeitsteams sinnvoll auf. Der Ideengeber sollte nicht gleichzeitig auch hauptverantwortlich in der Umsetzung sein.

5. Schneller Transfer der Idee

Sollte sich nach dem validierten Produkttest (MVP-Test) herausstellen, dass ein neues Geschäftsmodell oder ein digitaler Service nicht in die eigentliche Kernorganisation passt, aber dennoch Erfolg verspricht, lässt sich diese Idee als Startup ausgründen. Kann eine validierte Idee sich allerdings gut in das Kerngeschäft integrieren lassen, gilt es einen schnellen Transfer in die Organisation zu schaffen. Somit muss die Idee aus dem geschützten Raum ihren Weg in die Kernorganisation schaffen, um dort von den Mitarbeitern und Führungskräften vorangetrieben zu werden. Um die Mitarbeiter dafür zu motivieren, sollte ihnen anhand der generierten Daten aufgezeigt werden, dass der Kunde von der Lösung profitiert und diese auch wirklich nutzt. Statt „Berater-Powerpoint-Bullshit-Bingo“ schafft man so Begeisterung für das Neue und holt die Mitarbeiter mit an Board. Durch das Verständnis und Interesse für die neuen Innovationsmethoden, den geschützten Raum und die Nutzerzentrierung kann dann ein intrinsisch motivierter Wissenstransfer von der Kernorganisation zurück in den geschützten Raum stattfinden. Denn das Knowhow wird mittelfristig notwendig sein, um weitere Transformationsthemen anzugehen und umzusetzen.

Tipp: Nachdem Sie die Idee auf ihren sinnvollen Einsatz geprüft haben, binden Sie Mitarbeiter und Führungskräfte aus ihrem Unternehmen aktiv und rechtzeitig in die Umsetzung mit ein. 

6. Die Geschäftsführung muss das Thema verstehen und treiben

Um die notwendige Aufmerksamkeit und Akzeptanz für die neue Idee im Unternehmen zu schaffen, muss die Geschäftsführung selbst das Thema verstehen und aktiv vorantreiben. So kann sich eine Bereitschaft entwickeln, um sich dem neuen Thema mit der notwendigen Energie zuzuwenden. Bei dem Thema Corporate Entrepreneurship geht es nicht nur um die innovativsten Ideen, sondern auch um eine gedankliche Transformation und Grundhaltung der Mitarbeiter. Entsprechend braucht es neben einer guten Idee auch einen Wandel der gesamten Unternehmenskultur. Und dieser kann nur gelingen, wenn er durch die Geschäftsführung vorgelebt und im positiven Sinne vorangetrieben wird.

Tipp: Stellen Sie sicher, dass die Geschäftsführung das Thema Corporate Entrepreneurship aktiv unterstützen wird und vorantreibt.

Damit Corporate Entrepreneurship also erfolgreich gelingen kann, braucht es mehr als nur gute Ideen seitens der Mitarbeiter. Der Wunsch nach Innovation im Unternehmen ist verständlich und sinnvoll, da nur so Wachstum stattfinden kann. Ideen müssen schnell getestet und umgesetzt werden, damit sie nicht wieder in einem “Ideengrab” landen. Mit innovativen Ideen neue Geschäftsfelder zu entdecken – das wünschen sich sowohl Corporate Entrepreneure als auch Startups. Und mit der richtigen Herangehensweise kann es beiden gelingen.


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Autor

Zunächst als Berater, dann als CEO eines mittelständischen Unternehmens mit 250 Mitarbeitern und heute als Gründer und Geschäftsführer von etventure beschäftigt sich Philipp Depiereux mit Innovationsprojekten. Gemeinsam mit seinen Partnern gründete er 2010 Digitalberatung und company builder etventure, um seine Erfahrungen als Unternehmer und Innovationstreiber im Mittelstand, in der Konzernwelt, in Startups sowie in Digitalprojekten im Silicon Valley in einem Unternehmen zu vereinen. Der Gründer und Geschäftsführer gilt als Messias der Digitalisierung im deutschen Mittelstand und wurde vergangenen Jahres als eine der LinkedIn Top Voices 2019 ausgezeichnet. In seinen Vorträgen zu den Themen Digitale Transformation und Innovation sorgt er für Aufbruchstimmung, motiviert Unternehmen und erklärt praxisnah, wie die Digitalisierung gelingt. Darüber hinaus ist Philipp Depiereux Initiator und Moderator des gemeinnützigen Video- und Podcastformats “ChangeRider”, das positive Geschichten und Erfolge rund um Innovation, Disruption und den digitalen Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft erzählt.

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