200.000 Jahre Menschheitsgeschichte – ein Parforce-Ritt der Evolution

31. Dezember 2017

Mit der Reihe „Innovation – eine menschliche Perspektive“ wollen wir einen Blick darauf werfen, was die digitale Entwicklung eigentlich für den Menschen bedeutet. Wir wollen die Sinnfrage stellen und einen Blick in die Glaskugel wagen. Wo kommen wir her, wo gehen wir hin? Wir starten ganz am Anfang.

“Die größte Erfolgsgeschichte unserer Zeit ist kein Silicon Valley Startup, sondern der Mensch und seine kulturelle Entwicklung.”

Unsere heutige Welt, egal ob beruflich oder privat, beschleunigt sich zusehends, wird angetrieben durch einen stetig steigenden Puls. Neue Technologien, weltweite Vernetzung, Unternehmen, die ständig auf der Suche sind nach dem „next big thing“. Kann der Mensch bei dieser Geschwindigkeit überhaupt Schritt halten? Werden wir zu Getriebenen unserer eigenen erstaunlichen Entwicklung?

Was dabei oft in den Hintergrund gerät: die Beschleunigung unseres Lebens entstand nicht erst durch die Digitalisierung. Die gesamte menschliche Evolution ist exponentiell. Treten wir also einen Schritt zurück und betrachten das „Big Picture“ – um im Digitalsprech zu bleiben. Eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit.

Der USP des Menschen: Klatsch & Tratsch

Die Geschichte des Menschen beginnt vor etwa 200.000 Jahren im heutigen Afrika. Da dieser lange Zeitraum von damals bis heute nur schwer zu greifen ist, übertragen wir die Menschheitsgeschichte einfach auf ein Jahr: Zwölf Monate, 365 Tage. Das ist ein Zeitraum, den jeder sofort versteht.

Es ist der 1. Januar, die Geburtsstunde des Homo sapiens. Zu dieser Zeit gibt es noch andere “Ideen” der Spezies Homo. Neben Home erectus, und Homo neanderthalensis sind wir als Homo sapiens im Rennen.

Die ersten 8 Monate passiert nicht viel. Mit einfachen Steinwerkzeugen bestreitet der Mensch seinen Alltag. Erst Ende August (vor 70.000 Jahren) entwickelt sich die Sprache des Homo sapiens auf so wirkungsvolle Art und Weise weiter, dass von der kognitiven Revolution gesprochen wird: Wörter schaffen Visionen, sind das Fundament für gesellschaftlichen Austausch und unsere Weiterentwicklung. Die Fähigkeit, durch Sprache Gruppen zusammenzuhalten, ermöglicht es dem Homo sapiens sich zunehmend gegen die anderen Homo Spezies durchzusetzen.

Im Oktober (vor 40.000 Jahren) entdeckt er den eurasischen Kontinent und unter anderem unser heutiges Europa. Nach über 11 Monaten (185.000 Jahre in Echtzeit) Entwicklungszeit leben Anfang Dezember etwa 10,5 Millionen Menschen fast unverändert in der Steinzeit unter einfachsten Bedingungen als Jäger und Sammler. Aus Sicht unseres heutigen modernen, westlichen Lebensstils ist dies unvorstellbar weit weg.

Erste Milestones: Landwirtschaft, Werkzeuge und Wasserrad

Erst Mitte Dezember (vor 10.000 Jahren, also ca. am 13. Dezember) entdeckt der Mensch für sich zunehmend die Vorteile der Sesshaftigkeit und damit auch den gezielten Anbau von Getreide und die Viehhaltung. Die landwirtschaftliche Revolution. Kurz vor Weihnachten, am 22. Dezember um 7:15 Uhr, kommt es zu einem weiteren wesentlichen Meilenstein: Dem ersten Bronzewerkzeug. Der Mensch hat gelernt, Metalle zu verarbeiten. Damit ist das Steinzeitalter, welches aus heutiger Sicht etwa 97 Prozent der Lebenszeit des Menschen ausmacht, beendet.

Und es geht zunehmend schneller weiter. Nur 4 Tage (ca. 2.200 Jahre) dauert es, bis am 26. Dezember um 5 Uhr morgens der Mensch in der Eisenzeit erwacht. Und weitere 1,5 Tage (ca. 850 Jahre) später entsteht das erste Wasserrad der Welt. Ein bedeutungsvoller Fortschritt, der es erstmals ermöglicht, dass sich nicht Mensch oder Tier quälen müssen, sondern dass durch externe Energie Arbeit erledigt wird. In fast 2 Wochen hat der Mensch einen rasanten Wandel durchlebt: Vom nomadischen Alltag als Jäger und Sammler hin zu ersten Städten mit Eisenwerkzeugen und Wasserrädern und einer globalen Population von etwa 100 bis 150 Millionen.

Trotzdem ist das Leben immer noch einfach, die Lebenserwartung vor allem bedingt durch eine hohe Kindersterblichkeit liegt bei unter 30 Jahren und der Durchschnittsmensch entfernt sich in seinem Leben in der Regel nicht mehr als wenige Kilometer von seinem Geburtsort. Wann also findet der „echte“ Fortschritt statt?

Silvester: Die industrielle Revolution und das Internet

Der Silvester-Tag beginnt und etwa 4 Tage nach der Erfindung des Wasserrads gibt es um 10:37 Uhr morgens den ersten Knall: Die Dampfmaschine ist erfunden. 5 Stunden später knallt es erneut: Elektrizität, wie wir sie heute kennen, wird Teil unseres Alltags. Damit sind die Grundlagen der industriellen Revolution gelegt. Innerhalb weniger Stunden entwickelt sich der Mensch vom Bauer zum Fließbandarbeiter. Um 18:15 Uhr knallt es zum dritten Mal: Das Auto wird das beliebteste Fortbewegungsmittel und macht den einfachen und schnellen Transport von Gütern und Personen über weite Strecken möglich.

Dadurch entsteht ein Lebensstil, der dem heutigen bereits sehr ähnlich ist. Dennoch ist der technologische Unterschied zu unserem heutigen Leben gewaltig. An Silvester um 22 Uhr entsteht das Internet. Um 23:34 Uhr (im Jahr 2007), wenige Minuten vor Mitternacht, folgt dann der vorerst letzte Technologieknall: Das iPhone wird vorgestellt. Es ist nicht das erste Smartphone, aber das Smartphone, das dank seiner Touch-Bedienbarkeit erstmals einen Massenmarkt bedient.

0 Uhr: Jetzt ist der Mensch vollends im modernen Zeitalter – dem Heute – angekommen und bevölkert die Erde mit über 7 Milliarden Menschen.

Wie aber geht es weiter, mit der Digitalisierung und dem technologischen Fortschritt, und natürlich der treibenden Kraft hinter dieser Entwicklung, dem Menschen? Vieles können wir heute nur erahnen, prognostizieren oder schlicht raten. Wir wagen trotzdem einen Blick in die Glaskugel, in Teil 2 unserer Reihe „Innovation – eine menschliche Perspektive“. Coming soon, stay tuned!

Und bis dahin: Ein frohes neues Jahr 2018!!


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Autor

Raffael Schmidt, Project Manager bei etventure, schreibt über seine Erfahrungen, wenn Digitalisierung und Innovation auf Mensch und Gesellschaft treffen. Er lehrt als Gastdozent u. a. an LMU München, HTW Berlin und WHU Vallendar zu den Themen Geschäftsmodellinnovation und nutzerzentrierte Produktentwicklung.

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