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“Textkommentare auf Social Media waren gestern, wir ermöglichen ‘Video-Comments’” – ein Startup für interaktive Video-Kommunikation

5 Startups 5 Industries

Mosaeek widmet sich voll und ganz dem Thema Video-Kommunikation und fungiert als interaktive Brücke zwischen den Social Media-Plattformen und Websites von Medienschaffenden. Schon im Jahr 2021 werden mehr als 82% des gesamten Traffics Video-Inhalte sein. Erst kürzlich verdeutlichte das Video von dem Influencer Rezo, wie schnell eine Diskussion auf Social Media-Plattformen entfacht. Wie das Startup zukünftig einen Raum für Video-Debatten schaffen will und welche Trends er aktuell im Video-Bereich sieht, verrät uns Gründer Carlo Thissen im Interview.


Social Media bietet eine Vielfalt an Kommunikationsmöglichkeiten. Welchen Mehrwert bietet ihr mit Mosaeek?

Wir sind mit einer idealistischen Idee gestartet: Die Kommunikation im Internet persönlicher und direkter machen und die Anonymitäts-Barriere abbauen. Für das, was die Leute sagen, sollen sie auch mit ihrem Gesicht einstehen. Auf das große Problem sind wir dann im Januar 2019 gekommen: Bis dahin gab es noch keine Möglichkeit mit einem Video auf etwas zu reagieren. Beispielsweise ist Youtube keine soziale Plattform, sondern eigentlich nur eine Plattform, auf der Webcontent gehostet wird. Viel mehr Social Engagement, die spontane und persönliche Kommunikation und Interaktion findet eigentlich auf Instagram statt. Wir haben zunächst mit super vielen Youtubern gesprochen. Die meisten waren total begeistert und meinten, sie würden die Funktion sofort bei Instagram teilen. In den Gesprächen haben wir dann erfahren, dass Youtube vom Social Engagement Faktor immer weiter abnimmt. Beispielsweise hat uns ein großer Youtuber mit 224.000 Followern verraten: „Teilweise habe ich das Gefühl, dass ich die ganze Zeit gegen eine Wand rede. Meistens erhalte ich Feedback in Textform, aber sehr oft kommt auch gar nichts zurück und ich sende einfach nur Content.” Mit Mosaeek wollen wir eine zweiseitige Kommunikation ermöglichen. Ein Influencer oder Youtuber hat durch uns die Möglichkeit mit anderen Instagram-Usern über Video-Reaktionen zu kommunizieren. Wir lösen ein riesen Problem für Youtuber, weil wir diese zwei komplett unterschiedlichen Plattformen miteinander verbinden. Dadurch können die Youtuber ihr Engagement pushen und auch auf Instagram weiter wachsen. Gleichzeitig bekommen Influencer auf Instagram direktes Feedback und können persönlicher mit ihren Followern kommunizieren.

Wie muss man sich das vorstellen?

Das funktioniert so: Ein Influencer kann seine YouTube-URL direkt auf unserer Plattform durch einen Linkgenerator in einen interaktiven Mosaeek-Link umwandeln. Diesen Link teilt der Influencer dann auf Instagram in der eigenen Story. Die Instagram-Follower müssen sich mit ihrem Profil dann kurz bei uns einloggen und ein Profil anlegen, dass sich anschließend mit Instagram verknüpft. Die Follower können dann eigene Videos von sich drehen und diese als Reaktion an dem Video kommentieren.  

Ich habe auf eurer Website gelesen, ihr seid das neue „Soundcloud für Youtube“. Wie ist das zu verstehen?

Die Time-Tag-Commenting Funktion bei Soundcloud ist relativ einzigartig. Man kann an jeder Sekunde einen Text-Kommentar hinterlassen. Und das ist genau das, was wir auch machen. Aber wir machen keine Text Comments, sondern Video-Comments.

Welche konkreten Vorteile haben eure Kunden durch ein Video-Feedback? Gibt es bereits Praxisbeispiele?

Es gibt verschiedene Vorteile. 80 Prozent unserer Kommunikation sind non-verbal. Jeder kennt es, wenn man eine Textnachricht liest und diese leicht oder in manchen Fällen auch vollkommen falsch deutet. Außerdem wird über reinen Text viel weniger Persönlichkeit übertragen. In Social Media schreiben wir “lol”, wenn wir lachen oder “omg”, wenn uns etwas die Sprache verschlägt. Wirklich authentisch ist das aber nicht und dem kann unsere Videokommunikation entgegen wirken. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist aber auch die Isolierung der einzelnen Kanäle, vergleichbar mit Inseln. Das Europawahl-Video von Rezo ist  auf sämtlichen Kanälen thematisiert worden. Politiker und andere YouTuber haben aufwendige Reaction-Videos nur auf dieses eine YouTube-Video gedreht. Und doch hat es größtenteils nur ihre eigene Audienz gesehen, aber nicht zwingend die Audienz von Rezo – welche ja viel mehr erreicht und irgendwie überzeugt werden sollte. Wie spannend wäre es denn gewesen, wenn Politiker wie Tiemo Wölken und Christian Lindner oder YouTuber wie MaiThink direkt auf das Video reagiert hätten? Dann hätte es zu einem interaktiven Austausch auf Social Media kommen können. Eine öffentliche Debatte mit Gesichtern dahinter. Auf jeden Video-Kommentar lassen sich schließlich weitere Antworten verfassen.

Nichts ist so schnelllebig wie Social Media. Welche Trends seht ihr im Social Media-Bereich?

Video, Video, Video: Selbst auf Business-Plattformen wie LinkedIn werden immer mehr Video-Inhalte verbreitet. Viele Coaches und Führungskräfte etablieren sich bereits als Business-Influencer. Gerade seit Anfang 2019 wird das Thema Daily Vlogging (tägliches Video-Blogging) ganz groß geschrieben.

Es gibt doch aber auch immer noch einen großen Anteil an Unternehmen, die sich vor Social Media scheuen oder Angst vor einem Shitsstorm und dem damit einhergehenden Kontrollverlust haben. Was ratet ihr diesen Unternehmen?

Sich zu öffnen lohnt sich. Der beste Weg mit Kritik und Unsicherheit umzugehen ist eine transparente Verbindung zu den eigenen Lesern, Zuschauern, Followern zu schaffen. Das bildet Vertrauen und macht das Unternehmen nahbarer. Shitstorms lassen sich nicht durch das Vermeiden von Social Media ausschließen. Stattfinden werden sie so oder so, wenn es Gründe dafür gibt. Der beste Weg ist es, unserer Meinung nach, proaktiv zu sein und eine authentische Stimme als Unternehmen zu finden.

Die Startphase einer Gründung ist auch immer abenteuerliches Neuland. Wie habt ihr als Startup angefangen?

Letzten Endes fängt man relativ naiv an. Bei unserer Gründung  war ich 23 Jahre alt. Wir haben uns einfach gesagt: „Lass uns das machen“. Wir haben uns ein “Problem” in unserem Umfeld gesucht. Und das ist ja vielleicht das Wichtigste, dass man selbst eine Idee hat, die ein Problem lösen kann. Dann haben wir einfach angefangen und haben immer weiter an der Sache gearbeitet und neue Ideen entworfen, verworfen und weiter mit Leuten gesprochen. Irgendwann spürt man, wo man auf mehr Akzeptanz stößt und wo auf weniger. Und da, wo man auf mehr Akzeptanz stößt, muss man weiter buddeln. So haben wir das immer gemacht. Zukünftig werden wir noch viel ausprobieren müssen, um unsere User Experience zu verbessern und das kann noch ein langer Weg werden. Aber am Ende ist das der Weg, den man gehen muss.

Carlo Thiessen, Gründer von Mosaeek

Was sind bisher eure größten Learnings?

Da gibt es super viele. Ich glaube, eines der größten Learnings ist: Bleib genau bei dem, was du machst und versuche nicht zu viel auf einmal zu machen. Solange du nicht das eine Ding hast, worauf die Leute Bock haben, brauchst du dir über die Marketing-Strategie überhaupt keine Gedanken machen – Schuster bleib bei deinen Leisten. Ein anderes Learning: Man baut eine Sache auf, basierend auf dem, was vorher funktioniert hat und irgendwas funktioniert auf einmal nicht mehr. Die Zeiträume, die man sich setzt, sollten nicht zu straff sein – manche Ziele kann man erreichen, aber es gibt so viele Variablen auf die man keinen Einfluss hat. Und daran muss man den Plan anpassen. Man muss also flexibel bleiben und keine zu starren Pläne machen.

Ein anderes Learning ist, dass man sich im Team ganz klar sagen können muss, was gerade gut läuft und was gerade schlecht läuft. Und die Sachen, die schlecht laufen, die muss man auch ganz klar benennen. Da muss man offen und ehrlich sein. Am Anfang waren wir nur wir zwei, dann waren wir drei Leute, man hat da ja immer so eine Komplizenschaft: “Wir drei gegen den Rest der Welt“. Aber man muss gucken, dass man diese positive Energie oben behält, selbst wenn etwas gerade schlecht läuft.

Was habt ihr euch für das Jahr 2019 vorgenommen?

Unsere Idee ins Laufen bringen: Wir wollen wirklich knallharte Fakten sammeln und zusehen, dass die User unseren Service nutzen und unser Konzept dabei groß und stabil machen. Und schließlich: Diese Form von Kommunikation auf Instagram und Youtube etablieren. Sobald wir uns sicher genug sind, wollen wir uns dann Investment und Funding reinholen. Das machen wir dann, wenn wir einen Mechanismus gefunden haben und sagen können, aus einem Euro können wir zehn Euro machen oder 100 Euro, oder aus einem Euro können wir X-User generieren. Wir wollen also erstmal das Netzwerk aufbauen, unsere Idee in die Welt tragen, lernen, lernen, lernen und dann groß ausrollen.

Danke. Viel Erfolg weiterhin.  

Gerne und danke euch.


In unserer Blogreihe ‘5 Startups 5 Industries’ sprechen Nicolas Wencelides und Nora Stark mit jungen Startups aus fünf verschiedenen Branchen.

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Nicolas Wencelides
Project Manager
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